Zu Gast in der B23

Wenn ich einmal an der Stadtmauer entlang fahre, einmal an der Burg vorbei und einmal einen schmalen steilen Weg nach unten, dann komme ich zu Tanja. Dauert fünf Minuten, ist ein Katzensprung. Vielleicht bin ich diesen Weg fünfzig Mal gefahren, vielleicht viel seltener. Klingel ich an der Türe, höre ich schnelle Schritte, wie sie den Gang entlang gerast kommen.

Die Wohnung, in der Tanja wohnt, hat sechs Zimmer: Eins für Bene, eins für Julian, eins für Tatjana, eins für Hannah, eins für Dom. Aus dem sechsten Zimmer hat jemand zwei Zimmer gemacht. Eine Hälfte für Tanja, die andere für Dimo. Aus der Speisekammer hat jemand ein Esszimmer gemacht, ein Esszimmer für sieben Personen. Ein Fenster geht von Esszimmer zu Bad. So kann ich Hannah unter der Dusche singen hören, während Tanja kocht. Im Gang steht ein Mofa, auf dem Balkon zwei Stühle und sieben Bierkästen.

Das Zimmer, in dem Tanja wohnt. Ein kleines Bild an der Wand schreit laut Heimat. Tanja sagt, sie mag es, dass sie in ihrem Zimmer die Tram spürt, wenn sie unten an der Straße vorbeifährt. Tanja sagt, ihr fehlt der Regen und dass sie ihn nicht hören kann in der Stadt. Auf dem kleinen Bild an der Wand steht Allgäu.

An jeder Zimmertüre hängen kleine Nettigkeiten, farbige Fotos. Geburtstage werden hier vierteljährlich gefeiert und keiner sitzt je alleine in der Küche und raucht.

Gestern abend lauschte ich dem Gelächter von Bene, Julian und Tanja. Und wollte noch viel mehr fotografieren und viel mehr schreiben. Über die B23 und ihre liebenswerten Bewohner.